Grußwort des Vorsitzenden des Lettl-Vereins
Dr. Dieter Münker
zum Geburtstagsempfang am 18.Dez.2004



Lieber Wolfgang Lettl, liebe Familie lettl, liebe Lettl-Freunde,

„ Eitel zu sein ist mir nie so recht gelungen“

„Als ich merkte, dass ich verkehrt gelaufen war, wurde ich wütend und beschloß, nie mehr zu tun, was alle anderen tun“

„Kunst ist ein Teil des Schöpferwillens Gottes. Der Mensch dient nur als Handlanger; und wenn er es gut macht...ist das kein Grund zur Überheblichkeit, sondern zur Demut“

Ich stelle diese 3 Lettl-Zitate an den Anfang, weil sie mir charakteristisch für die Frage zu sein scheinen, warum zum 85. Geburtstages eines Mitmenschen am letzten Samstag vor Weihnachten so viele Leute auf drängende Dinge, wie Plätzchen- Backen, Geschenke- Einkaufen oder Weihnachtsbriefe-Schreiben, verzichten.
Wem ist es überhaupt im Leben vergönnt, so viele Gäste auf seiner Geburtstags-Party begrüßen, zu der er noch nicht einmal selbst eingeladen hat? Wann hat je eine vergleichbare Versammlung stattgefunden, bei der es keine verwandtschaftlichen Zwänge gibt und auch keiner der Gäste irgend ein berufliches Eigeninteresse im Hinterkopf haben kann?

Sicher ist es nicht die Neugier auf die neuesten Bilder alleine; die hätte man sich auch in Ruhe noch im Neuen Jahr anschauen können.
Es kann auch nicht die Ankündigung eines Empfangs sein, denn in diesen Tagen gibt es genug zu essen und zu trinken.

Ich will das Phänomen des großen Interesses an diesem Geburtstagsempfang aus meiner Sicht so beantworten:

Es ist das Gesamtkunstwerk Wolfgang Lettl, des Malers wie des Menschen, das allen Vereinnahmungs-Versuchen und Anpassungszwängen erfolgreich getrotzt hat und damit zu einer Art Denkmal zu Lebzeiten geworden ist, in dessen Sockel die Lettl-Worte eingraviert sind:

„Mein Kopf ist sicher nicht der allergescheiteste, aber zum Selberdenken steht mir nun aber nur dieser zur Verfügung.“

Als vor 12 Jahren der Maler Wolfgang Lettl mit seiner ersten großen Gesamtwerkschau im Zeughaus an die Öffentlichkeit gezerrt wurde, bildete sich spontan eine Bürgerinitiative, damit er nie wieder in der Versenkung verschwinden kann.

Es waren Bürger aus den unterschiedlichsten Schichten dieser Stadt, Menschen, die den Maler i.d.R. bisher nicht kannten. Sie waren begeistert von den Bildern. Sie waren Patrioten, weil sie diese Sammlung für Augsburg erhalten wollten. Viele davon übrigens Beute-Augsburger. Sie riefen nicht nach dem Staat, sondern waren bereit, mit eigenen Mitteln zumindestens für den Unterhalt eines Museums zu sorgen.

Diese Bürgerinitiative löste sich auch nicht auf, als das vorrangige Ziel, ein Lettl-Museum zu errichten, dank vieler glücklicher Umstände schon nach kurzer Zeit erreicht werden konnte: hier im IHK-Atrium und später auch in den Kammerräumen in Lindau. Es blieb noch genug für den Verein zu tun, denn ein Museum muß auch gerade an Wochenenden und Feiertagen offen sein, wenn die Kammer zu hat; es müssen Führungen stattfinden, neue Bilder des Meisters präsentiert werden und über Augsburg hinaus das Werk bekannt gemacht werden. Für all das und noch viel mehr sorgt der Lettl-Verein. Mit der Zeit hat er sich aber von einem Zweckbündnis auch zu einer Art Fanclub gewandelt.
Aus den Freunden der Bilder wurden Freunde des Malers.

So ist die heutige Geburtstagsfeier, die gemeinsam von Stadt, der IHK und den Lettl-Freunden ausgerichtet wird, auch eine einzige große Liebeserklärung an den Jubilar. -.-

Es sind weit mehr als die Mitglieder des Lettl-Vereins gekommen.

Das freut uns, ist es doch eine wunderbare Gelegenheit, den Kreis der bekennenden Lettl-Freunde zu vergrößern. Draußen liegen Beitrittserklärungen auf und – wenn die Beitrittserklärungen vergriffen sein sollten – auch eine Liste, in die man sich als Interessent eintragen kann. Ich sage das nicht, weil man das von einem Vereinsvorsitzenden erwartet, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass man Wolfgang Lettl kein größeres Geburtstagsgeschenk machen kann als damit, dass die Bürgerinitiative „Bürger für Lettl“ selbst in seinem 85. Lebensjahr noch wächst.

Von diesem Aufruf sind 3 ausdrücklich ausgenommen:

Das Ehepaar Schrott, die Spender der Skulptur „Die Gipfeltreffenr“ , und Hans Haibel, der Ehrenpräsident der Kammer.

Der Verein hat nämlich beschlossen, diesen Dreien für ihre ungewöhnlichen Verdienste um das Werk von Wolfgang Lettl, die im vorigen Jahr zum 10jährigen Jubiläum des Lettl-Atriums gewürdigt wurden, die Ehrenmitgliedschaft anzutragen.

Das ist kein neuer Fundraising-Trick, sondern eine Freistellung von künftigen Beiträgen als Dank für das bisher Geleistete. Ebenso will ich Dank des Vereins abstatten an Horst von Stetten und Jeannette Scheidle, die vor rd.1 Monat vom Vorstand in den Beirat des Vereins gewechselt sind: Herr von Stetten für 12 Jahre Mitgliedschaft im Vorstand, davon 6 Jahre als Vorsitzender, und Frau Scheidle für 8 Jahre als Schatzmeisterin.

Wir haben uns diesen Dank bewußt für heute aufgespart, weil er durchaus zum heutigen Anlaß paßt und eine größeres Forum verdient.

Wolfgang Lettl hat einmal gesagt, „Die größte Genugtuung für den Künstler ist nicht, wenn er glaubt, ein Bild sei ihm geglückt, sondern wenn es anspricht; wenn die Mitteilung ankommt“ und an anderer Stelle schrieb er:

„Dass sich jemand an meinen Bildern erfreuen kann, empfinde ich als Teil meiner Lebensaufgabe“

Wir alle hier sind heute zu Deinem 85. Geburtstag versammelt, lieber Wolfgang, weil wir Deine Bilder lieben. Wir lieben aber nicht nur die Bilder, sondern haben auch den Menschen in unser Herz geschlossen, der hinter diesen Bildern steht, seinen hintergründigen Humor, seine Lebenseinstellung, die von seiner Familie so beispielhaft mit getragen wird.

Wir freuen uns, dass wir heute das Privileg haben, Deine neuesten Bilder erstmals in der Öffentlichkeit betrachten zu können – ganze 15 in einem Jahr und dazu noch so großformatige! Nur in Deinem 65.,72.und 78.Lebensjahr warst Du produktiver als mit 85!

Wir empfinden all dies als ein Wunder, denn vor 5 Jahren, beim 80.Geburtstag, warst Du noch arg gezeichnet von der schweren Krankheit 1999, als Du 8 Wochen im Koma lagst und alle mit dem Schlimmsten rechnen mußten.

Es gibt da nur einen Komentar: der Herrgott braucht einen wie Dich noch für eine Weile auf dieser zur Oberflächlichkeit neigenden Welt.

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem 85. Geburtstag, herzlichen Glückwunsch zu den Spuren, die Du in der Welt und in den Herzen der Menschen bisher hinterlassen hast.

Wie schön, dass es Dich gibt!!